Pilotstädte

Die nachfolgend genannten Pilotstädte wurden aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit der Planung von Fernwärmenetzen speziell für die Teilnahme an THERMOS ausgewählt. Wir werden von ihrem umfangreichen Wissen bezüglich der Herausforderungen der Planer von thermischen Netzen profitieren, um eine Software zu entwickeln, in die diese konkreten Erfahrungen eingeflossen sind. Eine detaillierte Untersuchung der Erfahrungen der Pilotstädte wird uns helfen zu verstehen, was die beste Verfahrensweise ist und wie sie andernorts angewandt werden kann.


Nachfolgend finden Sie einige Informationen zu den einzelnen Städten und erfahren, mit welcher Stadt sie jeweils in der Replikationsphase zusammenarbeiten werden. 

 

Pilotstadt    Replikationsstadt    Unterstützt von
Granollers, Spanien
Cascais, PortugalCREARA, AAU, ICLEI
Islington, Großbritannien
London (GLA), GroßbritannienCSE, AAU, ICLEI
Jelgava, Lettland
Alba Iulia, Rumänien    CSE, AAU, ICLEI
Warsaw, Polen
Berlin (dena), DeutschlandKAPE, AAU, ICLEI

Granollers, Spanien

Granollers ist die Hauptstadt der katalanischen Comarca Vallès Oriental und liegt etwa 28 km nördlich von Barcelona. Sie hat 60.000 Einwohner und bedeckt eine Fläche von knapp 15 km2.
 
Rund 47 % des Energieverbrauchs von Granollers entfallen auf die Industrie, die hauptsächlich auf sieben Gewerbegebiete mit über 600 verschiedenen gewerblichen Aktivitäten konzentriert ist. Eine eigene kommunale Stelle, Granollers Mercat, fördert die Gewerbegebiete und gewährleistet für die in diesen Gebieten niedergelassenen Unternehmen den Zugang zu Erdgas und Strom. In Granollers sind mehrere KWK-Anlagen in Betrieb, und das Benckiser-Field-Krankenhaus von Granollers und Products Alimenticios Gallo SA erzeugen Strom aus Erdgas.
 
Weiterhin gibt es bereits drei große Fernwärme- und -kühlanlagen in Regionen in der Nähe von Granollers, nämlich Districlima und Ecoenergies im Norden bzw. Süden von Barcelona und TUB Verd in Mataró. Diese Anlagen wurden nicht ausschließlich für den gewerblichen Sektor gebaut. Mit dem EcoCongost-Projekt dagegen soll ein einziges Gewerbegebiet geschaffen werden, das die Energiekosten der Granollers-Industrie durch gemeinsame Nutzung von hocheffizienter KWK und Fernwärme in einem konzentrierten Wärme-Nachfragegebiet senkt. EcoCongost zielt auch darauf ab, die CO2-Emissionen des Gewerbegebiets durch die Einführung neuer erneuerbarer Energiequellen durch Fernwärmenetze zu reduzieren.

Was THERMOS in Granollers tun wird:

In Granollers wird THERMOS verschiedene Möglichkeiten der Wärmenetzgestaltung untersuchen und daraus Modellierungsszenarien entwickeln. Hierbei handelt es sich um Themen wie:

  • Wärmenetze, die Dampf und Warmwasser liefern
  • Netze, die Energiequellen wie z. B. Biogas nutzen
  • Rückgewinnung und Nutzung von Überschusswärme von Industriepartnern
  • Verschiedene Arten von Energieverbrauchern einschließlich Gewerbebetrieben mit unterschiedlichen Temperaturbereichen, Gewerblich genutzte Gebäude, Sportzentren usw.
  • Speicherung zur Wärmerückgewinnung
  • Netzplanung einschließlich aktueller Wärmenachfrage und Erzeugung, Zukunftsszenarien und Trassenlänge

Homepage der Stadtverwaltung: granollers.cat
Abteilung für Energie und Umweltverschmutzung: granollers.cat/medi-ambient

A photograph of the central square in Granollers, a large town close to Barcelona.

Islington, Großbritannien

Der Londoner Ortsteil Islington (Islington Council) ist einer der 32 Londoner Boroughs. Er hat 215.000 Einwohner und umfasst eine Fläche von fast 15 km². Der Rat der Gemeinde arbeitet seit 2000 aktiv an der Schaffung von Wärmenetzen und nahm 2012 sein erstes Wärmenetz in Bunhill in Betrieb. Erstelltes Kartenmaterial, die Identifizierung von Wärmenetzwerkclustern und Machbarkeitsstudien waren der Schlüssel für die Realisierung des Wärmenetzes. Islington Council ist für Großbritannien ungewöhnlich, insofern es als kommunales Energieunternehmen ein eigenes Netz besitzt und betreibt. Der Besitz und die Kontrolle über das Wärmenetz sowie die Bereitstellung von Heizwärme für die Einwohner hat für den Rat der Gemeinde sehr hohe Priorität, um sein Ziel zu erreichen, die bedürftigeren Einwohner mit kostengünstigerer, grünerer Wärme zu versorgen.
 
Islington Council hat mehrere Iterationen der Wärmekarten in der Gemeinde durchgeführt, um den Wärmebedarf und die besten Standorte für neue Netze zu identifizieren. Diese Informationen gingen in die 2010 veröffentlichte, erste dezentralisierte Energiestrategie des Rates und den Fernwärme-Masterplan 2014 ein. Das „Bunhill Heat and Power“-Netz ist das erste der kommunalen Netze. Es versorgt 900 kommunale und Privatwohneinheiten, zwei Freizeitzentren und eine Reihe kleinerer Gewerbeimmobilien. Diese erste Phase des geplanten größeren Vorhabens besteht derzeit in einer Energiezentrale mit einem 1,9 MWe Gas-Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einem 115 m³ Wärmespeicher und 1,5 km langen Fernwärmeleitungen. Die zweite Phase, Bunhill 2, umfasst eine zweite Energiezentrale mit Gas-KWK-Motoren, kombiniert mit einer Wärmepumpe, die Niedertemperatur- Abwärme aus der Londoner U-Bahn nutzt. Hieran werden weitere 500 kommunale Wohnungen und eine neue Schule angeschlossen, und es können weitere 1.000 Wohneinheiten versorgt werden. Dieses Projekt ist eines der von FP7 unterstützten CELSIUS-Musterprojekte.

Was THERMOS in Islington tun wird: 

Neben dem laufenden Ausbau von Bunhill erarbeitet Islington Pläne für weitere Netzerweiterungen sowie sechs neue Wärmenetze in der Gemeinde. Der Rat hat ein eigenes EnergyPro-Modell entwickelt, um Wärmenetzlasten detailliert zu modellieren. Es betrachtet THERMOS als Gelegenheit, seine eigene Modellierungskompetenz weiterzugeben und seinerseits die Chance auf den Zugang zu neuen hochwertigen Wärmekarten und Planungswerkzeugen zu nutzen. THERMOS-Pilotanwendungen werden auf mehrere detaillierte Machbarkeitsstudien für Gebiete angewandt, bei denen das größte Potential für neue oder erweiterte Netze festgestellt wurde.

Homepage der Stadtverwaltung: www.islington.gov.uk
Energieversorgungsteam: www.islington.gov.uk/environment/energy-services

A photograph of some large terraced houses in Islington, north London.

Jelgava, Lettland

Jelgava ist eine Stadt in Zentral-Lettland. Sie hat rund 62.800 Einwohner, bedeckt eine Fläche von 60 km2 und ist die größte Stadt in der Region Semgallen. Jelgava verfügt über ein gut entwickeltes Fernwärmenetz, das etwa 85 % des gesamten Wärmebedarfs der Stadt abdeckt. Teile des Netzes stammen aus den 1950er-Jahren. Das Netz wird seit 2008 von Fortum, einer finnischen Energiegesellschaft, betrieben und ist in zwei juristische Personen aufgeteilt: Fortum Latvia produziert die Wärmeenergie und Strom, und Fortum Jelgava betreibt die Netze und stellt den Kundendienst.

In der Jelgava Development Strategy sind die Zielsetzungen der Stadt für die Entwicklung der Wärmenetze festgelegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Gewährleistung einer hohen Energieeffizienz, Energiesicherheit und reduzierter CO2-Emissionen. Die Strategie umfasst die Einführung moderner Techniken zur Wärmeerzeugung, die Optimierung des Fernwärmenetzes in den Bezirken am rechten Ufer des Flusses Lielupe und die geplante Modernisierung der älteren Verteilungsnetze.

Was THERMOS in Jelgava tun wird:

Im Rahmen seiner Beteiligung an THERMOS wird der Rat von Jelgava die Kartierung und Modellierung des aktuellen Energiebedarfs und der aktuellen Energienetze der Stadt unterstützen, um Optionen für die Erweiterung, Modernisierung und Neuentwicklung zu überprüfen und zu testen. Diese werden dann in die zukünftige Strategie- und Richtliniengestaltung einfließen.

Homepage der Stadtverwaltung: www.jelgava.lv
An aerial photograph of Jelgava in Latvia.

Warschau, Polen

Die rund 1.750.000 Einwohner zählende Hauptstadt Polens ist die größte Stadt des Landes und bedeckt eine Fläche von fast 520 km2. Warschau verfügt schon seit vielen Jahren über ein großes Fernwärmenetz. Das seit 1958 ausgebaute Netz – das größte Land des Landes – erstreckt sich über 20.500 ha (über die Hälfte des urbanisierten Stadtgebiets) und umfasst 1.700 km Rohrleitungen. Es liefert über seine 15.790 Verteilerstationen 90 % des Wärmebedarfs der Stadt.
 
Das zentrale Netz wird von der Siekierki-KWK-Anlage gespeist. Die Anlage ist die zweitgrößte in Europa und liefert bis zu 2.078 MW Wärme und 622 MW Strom und deckt 65 % des Strombedarfs der Stadt. Die Anlage ist Eigentum der PGNiG TERMIKA, Betreiber des Fernwärmenetzes ist Veolia Energia Warszawa SA. Die Wärme versorgt hauptsächlich Wohnhäuser, aber auch das polnische Parlamentsgebäude, den Präsidentenpalast, eine Reihe von Industriezentren und mehrere Kultur- und Sportanlagen.

Was THERMOS in Warschau tun wird:

Die Tatsache, dass das Fernwärmenetz Warschaus in die Jahre gekommen war, führte zu hohen Ausfallraten, bis Anfang der 1990er Jahre Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt und neue Technik eingeführt wurden. Heute werden im Rahmen eines laufenden Sanierungsprogramms nach und nach ältere Teile des Netzes durch neue Komponenten aus vorisolierten Materialien ersetzt. Weiterhin laufen Planungen für ein intelligentes Wärmenetz, das Funktion und Reaktionszeiten des Systems verbessern soll.

Im Rahmen der Rolle als THERMOS-Pilotstadt definiert der Stadtrat von Warschau derzeit seine Anforderungen an die Erweiterung und Modernisierung des Netzwerks und testet die THERMOS-Software zur Optimierung von Investitionsplänen.

Homepage der Stadtverwaltung: www.um.warszawa.pl/en

An image of a mermaid statue in the old town of Warsaw.